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Kurzwelle statt Internet29.12.2017 / 17:14 MEZ
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Amateurfunk: Kurzwelle statt Internet


 
Amateurfunk: Kurzwelle statt Internet
Amateurfunker sind im Grunde der krasse Gegensatz zur Internetgeneration. Dabei unterscheidet sich die Kommunikation eigentlich nur oberflächlich von Instant Messenger, Skype & Co.
 
Was verbindet den Astronauten Thomas Reiter mit dem Politiker Friedrich Merz? Beide sind Funkamateure. Sie gehören zu der Gruppe von Menschen, deren typischen Vertreter Thilo Kootz, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesverband für Amateurfunk in Deutschland, so beschreibt: 58 Jahre alt, Tüftler, Technikfreak, eigenbrötlerisch.
 
Ein Sprichwort passt zu ihm:
"Ich hab Freunde in der ganzen Welt, nur nicht in der Nähe."

 
Am Anfang steht ein Stück Draht
Tatsächlich finden Funker Gesprächspartner in beinahe allen Teilen der Erde. Denn Menschen, die sich manchmal 20 Meter große Antennen in den Garten stellen, gibt es nicht nur in Deutschland. Hierzulande ist die Gemeinde sogar relativ klein: Nur 80 000 Funker zählt der Bundesverband, davon 45 000 Mitglieder. Zum Vergleich: In den USA funken mehr als 500 000 Menschen, in Japan sollen es sogar zwei Millionen sein.
 
Dem Anfänger reicht ein Stück Draht, das er an sein Kurzwellengerät anschließt. Für das Senden und den Empfang spielt die Leitfähigkeit der Atmosphäre eine ebenso große Rolle wie die technische Ausstattung. Bei Dunkelheit nützt dem Funker auch die beste Antenne viel weniger als am Tag. Schließlich, erklärt der studierte Physiker Kootz, hänge vieles von der Aktivität der Sonne ab. Und die sei zur Zeit nicht besonders groß. Er spricht vom "Sonnenfleckenzyklus" und davon, dass die Leitfähigkeit und somit die Reichweite der Kurzwelle von der Reflexion der Luftschichten abhänge. Wer weit kommen will, benötigt eben mehr als ein paar physikalische Grundkenntnisse. Naturwissenschaftler und Ingenieure sind unter den Funkern daher auch weit verbreitet.
 
Kaum Funkernachwuchs
Wie viele Vereine, so haben auch die deutschen Funkamateure ein demografisches Problem: Ihnen fehlt der Nachwuchs. "Die Jugendlichen nutzen die Technik, aber sie beschäftigen sich nicht damit", beschreibt Kootz das Verhalten des "Steckdosenfunkamateurs". Das ist einer, der sein erstes Funkgerät nicht nach alter Tradition selbst baut, sondern im Laden kauft – "plug and play" eben. Bis in die 70er-Jahre habe es gar keine kommerziellen Geräte gegeben, berichtet Kootz, der mit 18 Jahren eher zufällig zum Funken gekommen ist, aber schon immer ein Faible für selbst gebaute Lichtorgeln hatte. Klar, dass so einer selbst Hand anlegt.
 
Im Internetzeitalter ist es zudem schwerer denn je, junge Leute für ein Medium zu begeistern, das recht nostalgisch daherkommt. Wer funkt, muss genau hinhören. Einer Generation, die mit störungsfreiem Telefonieren groß geworden ist, fällt das nicht eben leicht. Wenn Thilo Kootz sein Funkgerät im Tower des Deutschen Amateur-Radio-Clubs in Baunatal einschaltet, hört der Laie vor allem eines: Knacken, Quietschen, Rauschen. Irgendwo da draußen lassen sich zwar menschliche Stimmen vernehmen, aber nur geübte Ohren hören, ob sich hinter den englischen Standardrufen ein Japaner, Chinese oder Australier verbirgt.
 
Eine Postkarte als Anerkennung
Bei dieser Tonqualität leuchtet ein, dass es nicht Ziel des Funkamateurs sein kann, sich minutenlang über Gott und die Welt auszutauschen. Der Ehrgeiz dieser Menschen, die oft stundenlang hinter ihren Geräten sitzen und dabei "CQ, CQ" (come quickly – komm schnell) ins Mikrofon rufen, besteht vielmehr darin, sich über Kontinente hinweg bemerkbar zu machen. Als Anerkennung gibt es dann vom Gegenüber eine Postkarte. Mehr als fünf Millionen dieser "Funkbestätigungskarten", kurz "QSL-Karten" genannt, vermittelt die Poststelle beim Bundesverband pro Jahr.
 
Smalltalk mit Astronauten
In den Ein- und Ausgangsfächern stapeln sich die bunten Grüße aus Fernost, Nordamerika oder Russland. Manchmal ist sogar eine Karte vom Polarkreis dabei. Dem Adressaten niemals zugestellt wurden indes zwei Grüße aus Düsseldorf und Oberhausen. Die Funker hatten es offenbar geschafft, einen Smalltalk mit Thomas Reiter zu halten. Das war 2006, und der deutsche Astronaut befand sich zu dieser Zeit auf der Internationalen Raumstation ISS.
 
Warum er trotz Mobiltelefon und E-Mail immer weiter funke? Der Freiheit wegen! Funken sei nun mal "ungerichtete Kommunikation" – am ehesten noch mit dem Chatten zu vergleichen, erklärt Kootz. "An manchen Tagen habe ich Lust mit einem Südamerikaner zu quatschen. Das mach´ ich dann einfach. Mit Telefon oder Handy klappt das nicht."
 
Quelle: FOCUS online
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